Du hast Fragen?

+49 179 - 546 35 61

Erlebnisse schaffen – Warum Geschichten erzählen in der Gastronomie so wichtig ist

Erlebnisse schaffen ist Storytelling

Ich höre ja immer wieder gerne den OMR-Podcast, v.a. wenn für mich spannende Gäste eingeladen sind. In der Folge vom 4. Dezember erzählt Andreas W. Herb, Gründer von MBG, eines der erfolgreichsten Unternehmen im Bereich Getränkevermarktung und -entwicklung in Deutschland eine sehr lustige Geschichte zu ihrer erfolgreichen Wein- & Schaumwein-Marke „SCAVI & RAY“:

Die Story zur Marke lautet in etwa wie folgt: „SCAVI & RAY“ war eine erfolgreiche New Yorker Werbe-Agentur mit den beiden Gründern Joe Scavi und Coluccio Ray, die nach einem Italienurlaub beschlossen, ihre Agentur in New York zu verkaufen und dafür ein Weingut im Valdobbiadene zu übernehmen und ihr Leben künftig glücklich und erfüllt in Italien zu verbringen. Seit dem widmen sie sich mit ganzer Leidenschaft dem Weinbau.

Klingt toll oder? Nach genau der Aussteiger-Story, die viele von uns schon mal im eigenen Kopf vor Augen hatte. Wie schön wäre es, ein eigenes Weingut zu haben…

Tja nur, die Story ist komplett erfunden! Die beiden Herren Scavi und Ray gibt es nicht. MBG hat diese Story jedoch komplett durchinszeniert und zum Erlebnis gemacht. Dafür wurde ein kleines Weingut gekauft und anfangs sogar Kunden dort hingeflogen, die von extra engagierten Schauspielern die Joe und Coluccio darstellten, begrüßt wurden.

Auch wenn ich sehr gelacht habe über die Geschichte, ist sie doch ein super Beispiel für die Tatsache: Wir Menschen lieben Geschichten!

Die Bedeutung von Erlebnissen in der Gastronomie

Diese Erkenntnis ist nicht neu und für Marketing-Leute fast schon ein alter Hut. Im Gastgewerbe ist das aber immer noch nicht wirklich in der Breite angekommen, habe ich oft das Gefühl.

Das ist einer der Gründe, warum viele Gastronomen sich aktuell so schwer tun! Denn wer erfolgreich sein möchte in unserer Branche, muss immer mehr Erlebnisse bieten, denn Erlebnisse sind nichts anderes als Geschichten, die wir selbst erleben und später weitererzählen können. Danach lechzen wir alle und damit auch unsere Kunden.

Seien wir ehrlich: Das „klassische“ Modell – Türen öffnen, Gäste bedienen, Essen servieren – funktioniert zunehmend weniger. Viele von uns kämpfen um ihr Überleben.

Die Gründe dafür sind vielfältig:

  1. Steigende Preise machen den regelmäßigen alltäglichen Restaurantbesuch für viele zum Luxus.
  2. In vielen Regionen herrscht ein Überangebot an gastronomischen Betrieben oder ein gastronomischer Einheitsbrei, der die Entscheidungsfindung, wo man hingehen möchte, nicht gerade leicht macht.
  3. Die jüngere Generation hat veränderte Konsumgewohnheiten.
  4. Die Corona-Pandemie hat die Ausgehgewohnheiten verändert.

Dennoch gibt es einen gegenläufigen Trend: Events und Erlebnisse erfreuen sich wachsender Beliebtheit. Hier liegt eine große Chance für uns alle.

Was verstehen wir unter „Events und Erlebnissen“?

Es geht um Angebote, die über das gewöhnliche „Hinsetzen, Essen, Bezahlen, Gehen“ hinausgehen. Unser Ziel ist es, etwas Besonderes zu schaffen, das bei unseren Gästen in Erinnerung bleibt.

Einige Beispiele:

  • Themenwochen: Eine Woche im Zeichen der japanischen Küche, inklusive passender Dekoration, Musik und Menüs.
  • Interaktive Formate: Kochkurse oder „Blick in die Küche“-Veranstaltungen.
  • Saisonale Events: Ein Weihnachtsmarkt-Konzept im Restaurant.
  • Food Pairing: Veranstaltungen, die Speisen und Getränke gekonnt kombinieren.

Es geht nicht darum, jeden Abend eine aufwendige Inszenierung zu bieten. Vielmehr sollten wir Erlebnisse schaffen, die unsere Gäste aus ihrem Alltag herausheben. Etwas, das sie ihren Freunden erzählen und in sozialen Medien teilen möchten.

Auch kleinere Maßnahmen können wirkungsvoll sein:

  • Eine offene Küche, die Einblicke in die Zubereitung ermöglicht.
  • Ein Signature-Cocktail, der am Tisch zubereitet wird.
  • Eine interaktive Speisekarte auf einem Tablet.

Der Kernpunkt ist: Biete deinen Gästen etwas Bemerkenswertes, das in Erinnerung bleibt.

Die Bedeutung dieses Ansatzes

Die Bedeutung dieses Ansatzes liegt in einem gesellschaftlichen Trend: Erlebnisse gewinnen gegenüber materiellem Besitz an Wert. Menschen investieren zunehmend in Erfahrungen statt in Dinge. Hier müssen wir ansetzen.

Erlebnisse schaffen ist Storytelling

Warum sind Menschen so erlebnishungrig? Die Antwort liegt tief in unserer Natur: Wir Menschen lieben Geschichten. Und genau das sind Erlebnisse – Geschichten, die wir selbst erleben und später weitererzählen können.

Wenn wir in der Gastronomie Erlebnisse schaffen, betreiben wir im Grunde Storytelling. Wir kreieren eine Geschichte, in der unsere Gäste die Hauptdarsteller sind. Hier einige Punkte, die das verdeutlichen:

  1. Emotionale Verbindung: Gute Geschichten sprechen Emotionen an. Genauso ist es mit gastronomischen Erlebnissen. Wenn wir es schaffen, bei unseren Gästen Gefühle wie Überraschung, Freude oder Nostalgie auszulösen, bleibt das Erlebnis in Erinnerung.
  2. Spannungsbogen: Jede gute Geschichte hat einen Spannungsbogen. In unserem Fall könnte das der Weg von der Vorspeise zum Dessert sein, mit einem Höhepunkt beim Hauptgang. Oder denk an ein Überraschungsmenü, bei dem die Spannung mit jedem Gang steigt.
  3. Charaktere und Kulisse: In einer Geschichte spielen Charaktere und Setting eine wichtige Rolle. In unserem Restaurant sind das unser Personal, die Einrichtung und die Atmosphäre. Sie alle tragen zur „Geschichte“ bei, die unsere Gäste erleben.
  4. Konflikt und Lösung: Gute Geschichten haben oft einen Konflikt, der gelöst wird. In unserem Fall könnte das die „Herausforderung“ sein, ein neues, unbekanntes Gericht zu probieren – und die „Lösung“ ist der überraschende Genuss.
  5. Persönliche Relevanz: Menschen lieben Geschichten, mit denen sie sich identifizieren können. Schaffen wir Erlebnisse, die zur Lebenswelt unserer Gäste passen oder ihnen neue Perspektiven eröffnen.
  6. Weitererzählbarkeit: Der vielleicht wichtigste Punkt: Gute Geschichten werden weitererzählt. Wenn wir es schaffen, unseren Gästen ein Erlebnis zu bieten, das sie ihren Freunden erzählen wollen, haben wir gewonnen. Denn nichts ist wertvoller als Mundpropaganda.

Indem wir unsere gastronomischen Angebote als Geschichten begreifen, können wir gezielter unvergessliche Erlebnisse schaffen. Ob es die Geschichte der Zutaten ist, die Geschichte des Kochs oder die Geschichte, die der Gast selbst während seines Besuchs erlebt – all das trägt dazu bei, dass aus einem einfachen Restaurantbesuch ein einzigartiges Erlebnis wird.

Denk also bei der Planung deiner Events und Angebote immer daran: Welche Geschichte erzählst du deinen Gästen? Welche Rolle spielen sie in dieser Geschichte? Und vor allem: Wird es eine Geschichte sein, die sie gerne weitererzählen?

Fazit

Wir in der Gastronomiebranche stehen vor der Herausforderung, uns vom reinen Essenanbieter zum Erlebnisgestalter zu wandeln. Dies erfordert Kreativität und Engagement, bietet aber auch enorme Chancen. Wenn wir es schaffen, unseren Gästen mehr als nur eine Mahlzeit zu bieten, werden wir auch in Zukunft erfolgreich sein.

Unsere Aufgabe lautet daher: Lass uns einzigartige Erlebnisse schaffen. Sei innovativ, mutig und anders. Deine Gäste – und dein Geschäftserfolg – werden es dir danken.

Technologie und gastronomische Erlebnisse

In unserer zunehmend digitalisierten Welt spielt Technologie auch bei der Schaffung gastronomischer Erlebnisse eine wichtige Rolle. Lass uns auf drei zentrale Aspekte fokussieren:

  1. Social Media und „Instagrammability“: Wir müssen akzeptieren: Viele unserer Gäste essen zuerst mit den Augen – und dann mit der Kamera. Schaffen wir also Instagram-taugliche Momente! Das kann ein besonders präsentiertes Gericht sein, eine auffällige Dekoration oder ein einzigartiger Cocktail. Denk daran: Jedes gepostete Bild ist kostenlose Werbung für uns. Richte deine Beleuchtung so ein, dass sie „Foodie-Fotos“ begünstigt, und überlege dir einzigartige Präsentationen, die zum Teilen animieren.
  2. Personalisierte Empfehlungen: Mit Hilfe von Datenanalyse können wir unseren Stammgästen maßgeschneiderte Empfehlungen geben. Das fühlt sich für den Gast wie ein besonderer Service an. Nutze dein Reservierungssystem, um Vorlieben deiner Gäste zu speichern. Wenn du weißt, dass ein Gast beim letzten Besuch einen bestimmten Wein mochte, kannst du ihm beim nächsten Mal eine ähnliche Sorte empfehlen. Das schafft eine persönliche Bindung und erhöht die Kundenzufriedenheit.
  3. Digitaler Ticketverkauf: Für besondere Events oder exklusive Dinner-Abende bietet sich der digitale Ticketverkauf an. Das ermöglicht uns eine bessere Planung und schafft gleichzeitig ein Gefühl von Exklusivität bei unseren Gästen. Implementiere ein Online-Buchungssystem, das es den Gästen ermöglicht, Tickets für spezielle Veranstaltungen im Voraus zu kaufen. Das kann von Weinproben bis hin zu Themenabenden oder Koch-Workshops reichen. Der Vorteil: Du kannst so auch leichter Vorauszahlungen einziehen und hast eine bessere Übersicht über die zu erwartende Gästezahl.

Diese digitalen Werkzeuge helfen uns nicht nur dabei, einzigartige Erlebnisse zu schaffen, sondern auch unseren Betrieb effizienter zu gestalten und die Kundenbindung zu stärken. Denk daran: Digitalisierung soll das persönliche Erlebnis ergänzen, nicht ersetzen. Der Kern unseres Geschäfts bleibt die Gastfreundschaft und das kulinarische Erlebnis.

Herausforderungen und Chancen

Bei all der Begeisterung für neue Konzepte dürfen wir die Herausforderungen nicht aus den Augen verlieren:

  1. Balanceakt zwischen Erlebnis und Kerngeschäft: Wir müssen aufpassen, dass wir vor lauter Erlebnisgestaltung nicht unser Kerngeschäft – gutes Essen und Trinken – vernachlässigen. Das Erlebnis sollte das Essen ergänzen, nicht ersetzen.
  2. Kostenmanagement: Viele erlebnisorientierte Konzepte erfordern Investitionen. Wir müssen sorgfältig kalkulieren, ob sich diese Investitionen rechnen.
  3. Mitarbeiteraspekte: Unsere Teams müssen möglicherweise neue Skills erlernen. Ein Kellner, der plötzlich auch Showmaster sein soll, braucht entsprechendes Training und vielleicht auch mehr Gehalt.
  4. Kontinuierliche Innovation: Was heute noch neu und aufregend ist, kann morgen schon alltäglich sein. Wir müssen ständig am Ball bleiben und neue Ideen entwickeln.

Aber diese Herausforderungen bringen auch Chancen mit sich:

  1. Differenzierung: In einem übersättigten Markt können wir uns durch einzigartige Erlebnisse von der Konkurrenz abheben.
  2. Höhere Zahlungsbereitschaft: Für besondere Erlebnisse sind Gäste oft bereit, mehr zu zahlen. Das kann unsere Margen verbessern.
  3. Kundenbindung: Einzigartige Erlebnisse sorgen dafür, dass Gäste wiederkommen und uns weiterempfehlen.
  4. Mitarbeiterzufriedenheit: Innovative Konzepte können auch unsere Mitarbeiter begeistern und motivieren.

Fazit

Der Wandel hin zur Erlebnisgastronomie ist eine Herausforderung, aber auch eine riesige Chance. Wir müssen mutig sein, Neues ausprobieren und dabei immer unsere Gäste im Blick behalten. Lasst uns die Gastronomie der Zukunft gemeinsam gestalten – erlebnisreich, digital und trotzdem mit Herz und Seele!

Beitrag teilen:

Weitere Beiträge

Let’s work together